Kompetenzvermittlung

 

Studierende

Unter Kompetenzvermittlung verstehe ich …

… die gezielte Bildung der Fähigkeit bei den Lernenden Ziele, Fakten und Optionen zu reflektieren, kompetent zu bewerten und eine eigene – nicht zwangsweise der domänenspezifischen Lehrmeinung entsprechende – Position zu entwickeln und zu begründen. Ich selbst lerne gerne multimedial spielerisch mit Fällen aus der Praxis sowie Publikationen unterschiedlich meinungsbezogen gefärbter Autoren.

Wirtschaft, Ethik & Orientierungskompetenz

Der Output ökonomischer Bildung steht im Vordergrund jedes zukunftsgerichteten Lern- und Lehrkonzeptes. Neben sinnvoller fachlicher Systematik von Lehrveranstaltungen und Lehrmaterialien und der Vermittlung eines Grundstocks von domänenspezifischem traditionell prüfbarem Fachwissen ist es mindestens ebenso wichtig, die Bildung und Stärkung von Orientierungskompetenz zu betreiben.
Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsethik, Fragen der Unternehmensethik und des guten Handelns des Menschen im Rahmen der Wirtschaft und innerhalb von Unternehmen und Organisationen – aber auch darüber hinaus – erfordern Orientierung. Orientierung wiederum erfordert Fixpunkte, von denen aus die wahrgenommene Welt, das gefundene Wissen und Handlungs- bzw. Unterlassungsoptionen geordnet und bewertet werden können. Um selbstbestimmt eigene Fixpunkte auswählen zu können, ist eine pluralistische Lehre notwendig, welche die globale Vielfalt von Weltanschauungen und Lehrmeinungen gleichermaßen berücksichtigt. Gleiches gilt für das selbstständige Lernen. Im wirtschaftswissenschaftlichen Fächerkanon findet in der Lehre oft eine Spezialisierung und Einengung von Wissensgebieten statt, damit sie beherrschbar werden (Komplexitätsreduktion). Es werden jeweils nur spezifische Perspektiven, nur bestimmte Aspekte eines Realitätsausschnittes in den Blick genommen. Deswegen ist die Einbettung in strukturelle, normative und kulturelle Rahmenbedingungen oft zusätzlich zu leisten. Probleme, die nicht vollständig von einer Disziplin erfasst werden, lassen sich weder aus ihr heraus erforschen noch ganzheitlich formulieren. Die Grenzen der Disziplin sind hier die Grenzen der Erkenntnis und eben auch der Lehre und des individuellen Lernens.

 

(c) Harald Bolsinger

Nur mit der Kompetenz, sich selbst zu orientieren, Werte im Sinne des „Wollens“ zu formulieren und Maßstäbe im Sinne des „Sollens“ zu erkennen sowie dadurch für das Selbst und den Anderen den richtigen Weg weisen zu können, ist Verantwortung möglich. Verantwortung in der Hinsicht, dass eine individuelle Antwort auch jenseits domänenspezifischer – in unserem Fall betriebswirtschaftlicher – Begründungen gegeben werden kann, die den Sinn der gewählten Handlungsalternative verdeutlicht.
Nachdem die Ausbildung an Hochschulen potenzielle Führungskräfte prägt, die wiederum in ihrem zukünftigen Aktionsradius ganz wesentlich auf ihre Umwelt und unsere Gesellschaft einwirken, ist die Bildung der Fähigkeit, Ziele, Fakten und Optionen zu reflektieren, zu bewerten und eine eigene – nicht zwangsweise der domänenspezifischen Lehrmeinung entsprechende – Position zu entwickeln und zu begründen sehr wichtig. Maßstäbe eigenverantwortlich und bewusst auswählen, Entscheidungen werteorientiert fällen, begründen und verantworten sowie schlussendlich damit Dritten Orientierung geben zu können, sind Kompetenzen, die für die Selbstführung ebenso unerlässlich sind, wie für die Führung von anderen.Wichtig zur Bewältigung hochdynamischer, zukünftiger Anforderungen in einer komplexen Welt sind demnach …

•    … die Einordnung des eigenen fachlichen und unternehmerischen Handelns in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang,
•    … das Wissen um aktuelle Zustände und Strukturen und ihrer Beziehungen und Wechselwirkungen,
•    … das Verstehen vergangener Entwicklungen und Entscheidungen,
•    … das Bewerten verschiedener Handlungsalternativen unter Anlegung eigener und normativ begründeter Perspektiven,
•    … der Blick für Wechselwirkungen als Voraussetzung für die nachhaltige Gestaltung globaler Gesellschaften.

Im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich zeichnen nicht zuletzt die Wirtschafts- und Unternehmensethik dafür verantwortlich, dass diese Orientierungskompetenz im Verlauf des Studiums wächst. Orientierungskompetenz befähigt entscheidende Fragen zu stellen, welche verantwortliches Handeln ermöglichen:

1.    Was muss ich fachlich wissen, um einen Problembereich ganzheitlich zu betrachten ?
2.    Wie ist das aktuelle Problem/die zukünftige Herausforderung zu definieren ?
3.    Welche Lösungen sind möglich & welche Werte sind für jede Lösung leitend ?
4.    Welche Werte leiten MEINE Entscheidung & welche Konsequenzen ergeben sich daraus ?
5.    Was ist mein konkretes Tun, um dem Problem zu begegnen ?

Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsethik waren lange Zeit eins. Volkswirte stellten schon immer philosophische und theologische Fragen über den Menschen und seine Vergesellschaftung. Psychologische Aspekte waren ebenso wichtig, wie weltanschauliche, kulturelle, religiöse und ethische Aspekte. Die Ethik ist den Volkswirten eine Zeit lang zugunsten einer fast übermäßigen Mathematisierung der Profession verloren gegangen. Doch die letzten großen Wirtschaftskrisen haben diesen Verlust wieder deutlich gemacht. Arbeiten wir daran, dass dies nicht wieder geschieht …

Lehrphilosophie

Die Grundlage meiner Lehrphilosophie ist zusätzlich zur Ausrichtung auf Kompetenzen wie im Europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen aufgezeigt, die Förderung von Orientierungskompetenz wie oben beschrieben. Erst mit der Befähigung und dem Bewusstsein, sich selbst auf transparenter Basis in sich wandelnden Umfeldern orientieren zu können, wird Verantwortung möglich. Dies erlaubt Studierenden, sich Selbst und Dritten Richtung zu geben und diese kompetent zu artikulieren. Folgende Elemente sind in situativ didaktisch angepasster Reihenfolge grundsätzliche Grundlage meines Lehrveranstaltungsaufbaus:

  1. Selbstvorstellung (Transparenz zu fachlicher und normativer Prägung)
  2. Anknüpfung an Vorveranstaltung (Rekapitulation Kerninhalte)
  3. Themenbedeutung, Aktualität und individuelle Betroffenheit
  4. Vorwissenstests (Anknüpfungsoptionen für konstruktivistisches Lernen)
  5. Lehr-/Lernziele + Lehrmaterialverfügbarkeit
  6. Theoriebasis
  7. Anwendungsmodell(e)
  8. Empirie & Fallbeispiele + interaktives Element zur Anwendung eines Modells
  9. Ausblick mit möglichen Forschungsfragen für Abschlussarbeiten
  10. Zusammenfassung Kernpunkte (Lernzielkontrolle und ggf. Prüfungsformbeispiele)

Lehrmaterial & Digitalisierung

  • Sämtliche Lehrveranstaltungen werden mit digitalen Lehrmaterialien hinterlegt. Zusätzlich relevante analoge Aufzeichnungen aus Präsenzveranstaltungen (Tafelanschriebe, Flipcharts, Moderationsergebnisse aus Gruppenarbeiten, …) werden im Nachgang digitalisiert und den bestehenden digitalen Lehrmaterialien hinzugefügt.
  • Wichtige Quellen sind grundsätzlich per Klick erreichbar und werden als Anschaffung für die Hochschulbibliothek vorgesehen, falls nur analog verfügbar.
  • Wo didaktisch sinnvoll erfolgt eine Aufzeichnung der Kernlehrsequenzen und die Ausarbeitung von multimedialen Blended-Learning-Einheiten zur individuellen Rekapitulation und/oder für Flipped Classroom Ansätze. Bei Flipped Classroom Ansätzen wird der studienplangerechte Gesamtworkload genau beachtet, um keine Zusatzaufwände für Studierende zu erzeugen.
  • Digitalisierung verstehe und nutze ich seit 1999 gezielt, um didaktischen und pädagogischen Mehrwert oder Zusatznutzen im Lehr-/Lernprozess zu erzeugen.