Ein Glaubensbekenntnis für Mainstream-Ökonomen ?

Die Mainstream-Ökonomik kann in ihrer Geschlossenheit als eine Weltanschauung mit gravierenden Folgen für Moral und Ethik bezeichnet werden. Ich habe mir Gedanken gemacht, zu welchem Glaubensbekenntnis die Kernaussagen der Mainstream-Ökonomik führen können. Verwenden Sie dieses Glaubensbekenntnis gerne zur Diskussion in Ihrem eigenen Kontext unter Verweis auf die Quelle hier…

Glaubensbekenntnis für Mainstream-Ökonomen

Wir glauben an das ökonomische Prinzip als ethisches Fundament einer freien marktlichen Ordnung, ausgerichtet auf den sparsamen Umgang mit knappen und endlichen Ressourcen.

Wir verfolgen gemeinsam die Maximierung des Nutzens in Form von Unternehmensgewinnen, Glück durch Konsum und der Minimierung des Aufwands zur Erreichung vorgegebener Nutzenniveaus.

Wir wollen die Nutzenmaximierung durch operationale Exzellenz verwirklichen und unser Handeln an rationaler Kosten-Nutzen-Rechnung ausrichten.

Denn unser Nutzen ist Papiergeld geworden und hat unter uns gewohnt. Er ist als globale Geldpolitik zum Wohl der Menschheit gescheitert. Nach wenigen Jahren ist er wiederauferstanden, zu koordinieren die Gläubigen und die Ungläubigen. Er sitzt zur Rechten der Unternehmenspolitik. Von dort wird er kommen zu richten die Effizienten und Ineffizienten, die Konsumenten und Produzenten – dann wird er als Orientierungsmaßstab in allen Gesellschaftsbereichen herrlich regieren.

Wir widersagen Gedanken der Suffizienz und bauen auf das individuelle egozentrisch geprägte Nutzenstreben als Ziel eines gelingenden Lebens und als unveräußerliche Triebkraft einer funktionierenden Wirtschaft.

Wir glauben an die eine heilige, allumfassende und wunderbare Selbstkoordination durch die unsichtbare Hand des Marktes, vollständiger Information, umfassender Markttransparenz und dem heiligen finanziellen Anreiz.

Dank und Ehre sei der Effizienz, der harmonischen Selbstregulierung und dem unbedingten Streben nach maximalem Ertrag jetzt und in Ewigkeit,

Amen ???

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Nicht nur Alexander Rüstow zeigt in seiner „Religion der Marktwirtschaft“ auf, dass der Glaube an viele der eigendynamisch dargestellten Marktgesetzmäßigkeiten vormoderne nicht rationale Ursprünge hat. „Die Spuren der Theologie und der Metaphysik, die in der Lehre Adam Smiths noch gegenwärtig waren, verschwanden allmählich aus der Wirtschaftstheorie. Die natürliche Folge davon ist, daß wir uns daran gewöhnt haben, die Begründer unserer Theorie vom Standpunkt des Rationalismus aus zu betrachten und ihre theologisch-metaphysischen Eigenheiten, wie die Perücke auf den Portraits Adam Smiths, als bloße Oberflächlichkeiten zeitgenössischer Moden abzutun.“ (Rüstow 2009, S.24)