Mit Weltethos forschen und Wirtschaft gestalten: Für eine erfolgreiche Zukunft!
Die Stabübergabe der Führungsmannschaft in der „Weltethos-Forschungsgruppe Finanzen und Wirtschaft“ lässt nach vorne blicken – aber auch ein kleines bisschen zurück …. Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Arbeit der vergangenen 4 Jahre ist die Notwendigkeit, alle sozialen, wirtschaftlichen, technologischen, ökologischen, kulturellen und geistlichen Teilbereiche, in die der Mensch gestellt ist, gleichzeitig zu betrachten. Bei allen Entscheidungen – auch und gerade in Unternehmen! Die Welt und darin agierende Unternehmen müssen als wechselwirkende Netzwerke begriffen, analysiert und geführt werden. Nur wer diese Eingebundenheit mit all ihren Facetten berücksichtig, kann langfristig erfolgreich bleiben! Darauf kommt es bei Nachhaltigkeit wirklich an.
Seit 2017 zum Thema Finanzmarktethik und Werteorientierung mein erster Kontakt mit dem renommierten Weltethosinstitut stattfand, ist die Begeisterung über dieses Forschungsnetzwerk jedes Jahr weiter gewachsen. Mit Dr. Bernd Villhauer und meinem Wirtschaftsethikkollegen Prof. Dr. em. Johannes Hoffmann, der übrigens wie ich Umweltratsvorsitzender der Umweltbank war – nur eben der allererste in der Geschichte der Bank, konnten wir gemeinsam die Errungenschaften der „Forschungsgruppe Ethisch-Ökologisches Rating (FGEÖR)“ in der „Weltethos-Forschungsgruppe Finanzen und Wirtschaft“ verankern und weiterführen. Grundlage unserer Forschungsarbeit sollte ein globales Ethos zur gemeinschaftlichen Weltverantwortung sein. Wir wollten keine spezifische wissenschaftliche Denkschule philosophischer oder theologischer Ethik verwenden, die ihre Existenz aus der Abgrenzung heraus begründet. Vielmehr war ein Minimum an global geteilten Werten bestimmendes Element, die umfassend in verschiedensten Kulturen, Religionen und Nationen zu finden sind: Menschlichkeit und Menschenorientierung, die goldene Regel als Ausdruck proaktiver positiver Gegenseitigkeit, gemeinschaftliche globale Verantwortung in Gleichberechtigung und Partnerschaft, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und friedvolle Gewaltlosigkeit zählen dazu.
Auf der Basis haben wir bis heute den Schwerpunkt auf Finanzen gelegt, da die ordnungspolitische Ausgestaltung von Finanzmärkten unser globales Wirtschaften maßgeblich mitbestimmt. Dabei konnten wir Vorschläge für die drängendsten Themen erarbeiten, wie zum Beispiel eine vollständige budgetorientierte Dekarbonisierung der Wirtschaft. Wir konnten anwendungsorientiert auf starke Hebel zur Transformation unserer Wirtschaft über Finanzmärkte und Zentralbanken aufmerksam machen und darüber hinaus bislang vernachlässigten Forschungsbedarf offenlegen. Dazu gehört zum Beispiel, wie das Finanzsystem vom Supersystem wieder zum dienenden System einer nachhaltigen Realwirtschaft wird, wie Kapital planetare Grenzen und Humanität ganzheitlich abbilden kann, wie man Kulturverträglichkeit in der internationalen Unternehmenspraxis implementiert und wie Nachhaltigkeitsorientierung auch im Mittelstand mit Digitalisierung optimal unterstützt wird. Sehr wichtig empfand ich persönlich, dass wir die Wurzel des vorherrschenden Nachhaltigkeitsratingsregimes offengelegt haben, das die globalen Finanzmärkte ganz wesentlich prägt. Es ist ein Wahnsinnserfolg, dass normative Betrachtungen, die letztlich auf obige Weltethoswerte zurückgeführt werden können, zum internationalen Goldstandard in einer Branche geworden sind, die Werte auch heute noch überwiegend pekuniär versteht.
Die Zusammenarbeit mit unseren Kolleginnen und Kollegen vom Club of Rome – sichtbar zuletzt auf der Tagung in Frankfurt zusammen mit Dr. Mamphela Ramphele (Co-President) und Peter Blom (Chair, Rethinking Finance Hub) – konnte unsere Forschungsgruppe stark bereichern und hat unser aller Verständnis zu unterschiedlichen Standpunkten in globalen Fragen geschärft. Gemeinschaftliche globale Verantwortung in Gleichberechtigung und Partnerschaft erfordert auch in der Forschung zwingend den internationalen Diskurs. Mein Dank geht dafür vor allem an unsere bisherige Vorsitzende Dr. Ndidi Nnoli-Edozien, die mich zusammen mit den Akteuren des Club of Rome während der Arbeit in der Forschungsgruppe zu folgender tiefer Überzeugung inspiriert hat: „Eine der wichtigsten Erkenntnisse der heutigen Zeit ist die unbedingte Berücksichtigung der globalen Verbindung aller sozialen, wirtschaftlichen, technologischen, ökologischen, kulturellen und geistlichen Teilbereiche, in die der Mensch gestellt ist. Bei allen Entscheidungen – auch und gerade in Unternehmen! Die Welt und darin agierende Unternehmen müssen deshalb als wechselwirkende Netzwerke begriffen, analysiert und geführt werden. Wer diese Eingebundenheit mit all ihren Facetten ignoriert, wird langfristig keinen Erfolg mehr haben!“ Das ist auch mein persönliches Fazit der Arbeit als Member of the Board bis Anfang 2023. Danke Ndidi und danke euch allen im Vorstandsteam und im Kreis der Fellows bis heute. Wir sind gemeinsam gewachsen und werden uns weiter entwickeln!
Unserem neuen Vorstand die besten Wünsche – natürlich bleiben wir ein Team, nachdem sich alle weiter als „Fellows“ einbringen werden, denn diese Werte einen die Weltethos-Forschungsgruppe Finanzen und Wirtschaft auch in Zukunft: Menschlichkeit und Menschenorientierung, proaktive positive Gegenseitigkeit, gemeinschaftliche globale Verantwortung, Gleichberechtigung, Partnerschaft, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und friedvolle Gewaltlosigkeit.